Sandra Kreisler - Der Opernboogie songtext (lyrics)
[Sandra Kreisler - Der Opernboogie songtext lyrics]
Ich hab Opern schrecklich gern
Aber das ist so a G'schicht
Denn was die manchmal hineinschreiben
Die Herrn das versteht unsereiner ja nicht
Warum, in der Zauberflöte
Liebt Pamina den Tamino?
Und warum nahm Margarete nicht den
Faust einmal ins Kino?
Warum sperrte Desdemona ihre Tür
Nicht besser zu? Und warum ließ in Verona
Romeo Julia nicht in Ruh'?
Warum singt die Carmen Lieder für José
Den dummen Kerl?
Und warum bleibt die Aida bis
Zum End' ein Sklavengirl?
Ja, noch viele Fragen blieben
Antworten hätt' keinen Sinn –
Ich hab eine Oper g'schrieben
Da ist alles logisch drin
Würde Sie das interessieren? Leihen
Sie mir Ihr Gehör!
Ich werd' Sie nicht irreführen
Heute abend ist Premier'!
Seht das schöne Opernhaus
Sieht es nicht fantastisch aus?
Also, gehen wir hinein!
Ist es nicht wunderbar hier?
Damen in großer Abendtoilette
Herren im Frack
Hunde werden an der Leine geführt
Der Zuschauerraum ist mit Blumen geschmückt
Werfen wir rasch einen Blick ins Programm
Bevor es anfängt! Aha, da steht es ja schon:
"Große Oper in drei Akten
Der Ritter und die Ritterin haben einen
Schwips – oder: Kiss me, kater"
Besetzung: –Der Ritter Kuno
Von seinen Freunden Kunigl genannt – Tenor
–Die Ritterin Kunigunde
Von ihren Freundinnen Kuniglgunde
Genannt – Bass –Emma, ihre Mutter – Alt
–Ella, ihre Großmutter – sehr alt
–Eberhard, ihr minderwertiger Bruder – Sopran
–Evergreen, das Pferd des Ritters – ein Rappe
(das ist sicherlich eine Sprechrolle)
Da gehen die Lichter aus
Der Dirigent kommt herein
Hebt den Taktstock – Vorhang auf!
Wir befinden uns in einem düsteren Wald
Nahe der Stadtgrenze von Neu Lenkbach
Der Ritter tritt auf zum Motiv
Von – Boogie Woogie
Also, der Ritter, es ist ganz unerlässlich
Dass er schön und schlank und wunderbar
Aber heute ist er hässlich
Sogar die Perücke verliert schon's Haar
Er war mal Tenor, aber jetzt ist er heiser
Dann die Ritterin
Schauen wir der ins Gesicht
Hat sie blaue Augen, einen Rosenmund
Aber jung ist sie nicht
Und ausserdem wiegt sie dreihundert Pfund
Ihre Stimme war einmal stark
Aber jetzt ist sie leiser
Was geschieht jetzt?
Der Ritter trifft die Ritterin
Unter einer Linde
Da schnitzen sie zusammen ihre
Namen in die Rinde
Da kommt der Ritterin Mutter daher
Die ist auch in den Ritter verknallt
Und fragt, wie er sich das vorstellt und
Wer jetzt die Linde bezahlt
Darauf durchbohrt er sie mit seinem Schwert
Und macht ihr den Garaus
Und die Ritterin schreit, der Vorhang fällt
Und der erste Akt ist aus
Jetzt kommt eine Pause
Manche geh'n nach Hause
Manche trinken Brause
Das ist der Zweck der Pause
Wie schön ist es, eine Wurst zu verzehren
Und gleichzeitig Opern anzuhören!
– Was sagen Sie nur zu dem Tenor?
Der kommt mir wirklich schrecklich vor
– Was reden Sie da? Der ist wunderbar!
– Aber nicht so gut, wie er einmal war!
– Was halten Sie von seinem hohen C?
– Das war doch kein C, das war ein B!
Von Musik versteh' ich jeden Ton
Meine Schwester spielt sehr gut Saxophon!
Da läutet die Glocke, das ist ein Glück!
Die Pause ist aus, gehen wir zurück!
Das Publikum wartet die Lichter gehen aus
Der Dirigent kommt herein
Hebt den Taktstock – Vorhang!
Im zweiten Akt, da sitzt der Ritter zu
Haus auf seiner Matratzen
Er hat eine eiserne Rüstung an und
Möcht sich so gern kratzen
Da singt er eine Arie
Und das ist ein Malheur
Er singt "Figaro, Figaro, Figaro"
Aber der Figaro ist grad' beim Friseur
Da schreit er wie ein gehetztes Tier
Und noch immer ist kein Applaus
Da hängt er sich auf, der Vorhang fällt
Und der zweite Akt ist aus
Wieder eine Pause manche geh'n nach Hause
Manche trinken Brause
Das ist der Zweck der Pause
Wie schön ist es, in einen Käse zu beißen
Und gleichzeitig Opern zu verreißen!
– Der Dirigent ist fürchterlich
So viel Talent, das hab auch ich
– Was reden Sie da? Sie sind nicht gescheit!
– Wie finden Sie mein neues Kleid?
– Die Klara hat noch keinen Mann
– Das ist kein Wunder schauen Sie's an!
– Mir tut ja nur die Mutter leid
– Wie finden Sie mein neues Kleid?
– Ich halt' die Oper für geschwollen
Wir hätten ins Kino gehen sollen
– Ich mach's mir Butter und Kakao
– Das ist doch gar nicht seine Frau
– Die Paula wird schon ziemlich breit
– Wie finden Sie mein neues Kleid?
Da läutet die Glocke, das ist ein Glück!
Die Pause ist aus, gehen wir zurück!
Das Publikum wartet lichter gehen aus
Dirigent kommt herein
Hebt den Taktstock, anschnallen!
Niemand velässt das Lokal! – Vorhang!
Der dritte Akt
Der bringt die Spannung auf ein Maximum
Der Ritter hat sich zwar aufgehängt
Doch spukt er als Geist herum
Die Ritterin, die mag ihn nicht
Als Geist oder als Toten
Denn erstens ist er ihr unsympathisch
Und zweitens ist Spuken verboten
Da singt sie: "Nur der Schönheit weiht'
Ich mein Leben" – und stirbt
Und ihr Bruder singt: "Lache
Bajazzo" – und stirbt
Der Dirigent singt: "Oh, wie so trügerisch
Sind Frauenherzen" – und stirbt
Endlich sind alle tot was niemanden geniert
Das Publikum ist nur halbtot
Also wird etwas applaudiert
Da plötzlich geht der Vorhang auf
Was hat sich begeben?
Der Ritter, Ritterin, Mutter, Bruder
Alle sind wieder am Leben!
Das Publikum wird wild und schreit:
"Wo ist der Schwan?"
Der Ritter wird melancholisch und
Heiratet den Sopran
Der Regisseur verbeugt sich tief
Der Dirigent noch tiefer
Der Bruder lächelt zu viel und
Verstaucht sich seinen Kiefer
Die Herren und Damen des Chors
Die wälzen sich auf der Erde
Der Rappe stellt sich als Rappin heraus
Und kriegt drei kleine Pferde
Ein Zahnarzt springt auf den Trompeter und
Schaut sich seinen Gaumen an
Der Konzertmeister wird wahnsinnig und
Zündet seinen Daumen an
Das Publikum stürmt die Bühne
Und brüllt nach Autogrammen
Da wird geschrien, gejohlt, getobt
Und das ganze Haus bricht zusammen
Na, ist das nicht besser
Als Liszt und Puccini
Chopin, Schostakowit'sch, Ravel, Paganini
Gounod, Debussy oder Leoncavallo
Und Smetana, Schubert, Suppé und De Falla
Menotti, Rossini, Rachmaninoff, Händel
Vivaldi und Weber, Scarlatti und Mendelssohn
Gluck, Donizetti, Glinka und Delius
Bruckner, Respighi, Tschaikowsky, Sibelius?
Meine Oper ist besser als deren!
Meine Oper, die muss sich bewähren
Denn meine Oper ist feurig und wild
Meine Oper ist die schönste von allen
Meine Oper wird allen gefallen
Denn meine Oper – wird nirgends gespielt