Hannes Wader - Ich hatte mir noch so viel vorgenommen songtext (lyrics)

[Hannes Wader - Ich hatte mir noch so viel vorgenommen songtext lyrics]

Es begann alles damit
Das ich einen starken Schnupfen bekam
Ich bin dann auch zum Arzt gegangen
Und habe mich untersuchen lassen
Und er machte so'n
Merkwürdiges Gesicht dabei
Ich fragte ihn: "Isses denn was Schlimmes?"

"Tja", meinte der, "sie haben Krebs
Sie leben nur noch ein paar Tage!
Am besten sie legen sich
Jetzt schön ins Bett
Machen sich'n paar feuchte Umschläge
Sie haben eben zu wüst gelebt –
Jetzt haben sie den Salat!"
Ich war natürlich völlig durcheinander
Und als ich erst wieder einen klaren
Gedanken fassen konnte
Bin ich dann zum dummen Bruno gegangen –
Ich wollte mich mal richtig aussprechen!

Ich hatte mir noch soviel vorgenommen –
Vielleicht wäre doch vielleicht wäre doch
Manches dabei herausgekommen!
Aber jetzt denk' ich wohl besser daran
Wie ich mir noch wie ich mir noch
Einen guten Abgang verschaffen kann!

In der Straße in der der dumme Bruno wohnt
Gibt es besonders viele Tauben und fast
Jeder dritte dieser Vögel
Trägt ein buntes Papierhütchen auf dem Kopf
Der dumme Bruno, der steigt
Jede Nacht aus'm Fenster, grapscht
Sich so'n paar schlafende Tauben
Aus der Dachrinne
Kleidet sie neu ein und lässt
Sie morgens wieder fliegen

Und als ich bei ihm eintrat
Hatte er grade wieder so'nen
Vogel in der Mache
Ich sagte: "Bruno, ich habe Krebs
Ich muss bald sterben!"
"Oooch!", meinte Bruno
"bei deinem gestörten Verhältnis
Zur Umwelt ist das doch das Beste für dich
Das muss gefeiert werden! Wir
Laden noch'n paar Halbtote
Ein und dann machen wir'n schönes Fest!"

Ich hatte mir noch soviel vorgenommen –
Vielleicht wäre doch vielleicht wäre doch
Manches dabei herausgekommen!
Aber jetzt denk' ich wohl besser daran
Wie ich mir noch wie ich mir noch
Einen guten Abgang verschaffen kann!

Zuerst gingen wir dann gemeinsam
Zum schönen Alfred, dem Kinderschreck
Es ging ihm garnicht gut er lag schon seit
Einer Woche im Bett und schämte sich!
Noch vor wenigen Tagen hatte
Er sich, schamverletzend
Aber guter Dinge einigen Kindern gezeigt
Die zu seiner größten Bestürzung ganz anders
Darauf reagierten als er gehofft hatte!

Die Kinder umringten ihn laut
Lachend und schrien
Er solle sich mit seinem
Blaugeäderten Unding begraben lassen
Als er dann weglief
Verfolgte ihn die Horde noch
Bis vor seine Haustür!
Bruno und ich versuchten ihn zu
Trösten und erzählten ihm von
Meinem Krebs – das brachte ihn
Wieder auf die Beine!

Gegen Mitternacht landeten wir dann alle im
Café Kaputt es war sehr voll
Da und wir mussten uns zu
Kurt an den Tisch setzen
Der Kurt, das ist so einer, der malt naive
Bilder, besitzt nebenher noch'n Trödelladen
Und 'ne Kneipe
Gibt sich als armer Künstler mit
Fellweste und offener Hose
– hat aber dreihundertfünfzigtausend Mark
Auf der Bank

Und als er von meinem Krebs hörte
Schlug er mir gleich ein Geschäft vor und
Legte eine uralte Null-Acht auf den Tisch
"Da", meinte er
"zwanzig Mark weil du's bist! Drei
Schuss Munition gratis dazu
Wenn du erstmal Schmerzen hast
Schiebst du dir das
Ding ins Maul, drückst ab – fertig, aus!"

Ich hatte mir noch soviel vorgenommen –
Vielleicht wäre doch vielleicht wäre doch
Manches dabei herausgekommen!
Aber jetzt denk' ich wohl besser daran
Wie ich mir noch wie ich mir noch
Einen guten Abgang verschaffen kann!

Ich fragte erstmal die Anderen
Was sie von Kurts Angebot hielten
Die Waffe ging von hand zu Hand und wurde
Für minderwertig befunden!
Man warf dem armen Kurt
Betrügerische Absichten vor
Und entweder sollte er mir das verrostete
Ding samt zwanzig Schuss
Munition umsonst überlassen
Oder'n paar in die Fresse kriegen

Aber nach 'ner Weile waren
Alle besoffen besoffene
Langweilen mich und wenn ich mich langweile
Fang ich immer gleich an zu grübeln!
Die Anderen hatten ihre Zerstreuung der dumme
Bruno vorneweg waren sie alle
Mann auf die Straße getorkelt und
Wollten meine Pistole ausprobieren

Außer mir saß jetzt nur noch ein Mädchen da
Mit Rändern unter den Augen
Es war die Ausländerin
Mit den schiefen Zähnen
Und den Sommersprossen!
Ich forderte sie gleich auf
Mit mir nach Hause zu kommen – es sei der
Letzte Wunsch eines Sterbenden
Den sie auf gar keinen Fall abschlagen dürfe!

Sie war begeistert! Aber als ich erfuhr
Dass auch sie schwer krank war
Zog ich meine Einladung sofort
Zurück ein Zigeuner
Aus der Carmague hatte sie angesteckt
Ich wollte sie auch nicht
Beleidigen und überließ
Ihr, als Entschädigung, die
Adresse eines Freundes, dem ich gern etwas
Bleibendes vermitteln wollte!

Ich hatte mir noch soviel vorgenommen –
Vielleicht wäre doch vielleicht wäre doch
Manches dabei herausgekommen!
Aber jetzt denk' ich wohl besser daran
Wie ich mir noch wie ich mir noch
Einen guten Abgang verschaffen kann!

Und während wir beide noch so dasaßen
Ballerten draußen die Säufer
Mit meiner Null-Acht
Auf die Fenster des Altersheims gegenüber!
Plötzlich hörte ich jemand brüllen:
"Die Bullen kommen!"
Und als ich auf der Straße stand
Sah ich die Horde nach
Allen Seiten auseinander spritzen!

Auch das Mädchen drückte sich hinter
Mir aus der Tür
Und verschwand, ohne sich von
Mir zu verabschieden, um die nächste Ecke!
Das Fest war zu Ende! Die
Pistole lag auf dem Bürgersteig
Ich steckte sie in die Tasche und
Bin dann auch nach Hause gegangen

Ich hatte mir noch soviel vorgenommen –
Vielleicht wäre doch vielleicht wäre doch
Manches dabei herausgekommen!
Aber jetzt denk' ich wohl besser daran
Wie ich mir noch wie ich mir noch
Einen guten Abgang verschaffen kann!

Dolmetschen für


Interpretation hinzufügen

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z #
Interpretieren