Franz Josef Degenhardt - Früh aus zu engem Bett rausgeflohen songtext (lyrics)
[Franz Josef Degenhardt - Früh aus zu engem Bett rausgeflohen songtext lyrics]
Wo ich der Größte schon längst nicht mehr bin
Schuhe geschnürt im Aufzug und nichts wie
Raus auf die Straße, durchatmen tief
Im Morgenwind knattern die Kaufhausbanner
Bagger werden in Stellung gebracht
Angerückt kommen die Kleberkolonnen
Reißen das geile Girl von den Wänden
Lassen wieder den Marlboro reiten
Irgendwo heulen schon Martinshörner
So langsam kommt sie auf Touren, die Stadt
Die nicht viel anders als andere aussieht
Drüben, die frühe Trinkerrunde
Steht gleich neben Aldi bier gibt's da billig
Sind die, wie auch in den anderen Städten:
Carla, aus allen Heimen geflohen
Und Axel, der Schlosser, der arbeit'slos ist
Und Landfahrer Klaus und Vertreter Harry
Den Musterkoffer voll Pornofilme
Im Nadelstreifen und Times in der Tasche
Das ist Sir Henry und Willi daneben
Willi, der 68er Veteran
Im Straßenkampf-Parka, Guevaramütze
Und neben ihm Punky, Punky
Punky mit seinem Hahnenkammschädel
Grüßt euch, Kumpane, wie ist die Lage?
Lothar Matthäus' Ablösungssumme
Hält Harry für noch zu niedrig, und erst
Bei 8 Millionen Arbeit'slosen
Meint Axel, bricht hier der Laden zusammen
Carolines Sohn, Prinz Albert, ist nach
Sir Henrys Ansicht ein Bastard, doch wenn
Die Amis in Nicaragua einfallen
Sagt Willi, brennen hier die Amerikahäuser
Im Angebot gibt es Rotwein bei Karstadt
Weiß Landfahrer Klaus
Will paar Piepen sammeln
Für Punky, für Punky für Punky zähl'n nur
Noch die Killersatelliten
Die lasermäßig jetzt alles bestreicheln
Carlas Schweigen wird später erst brechen
Nach 3 Dosen Bier wird sie Reiter sehen
Die vier, die über den Fernsehturm kommen
Die Smogschleier vor der Sonne zerreißen
Die Geißeln schwingen
Und Carla wird schreien schreien, schreien
Weil niemand den riesigen Pilz sehen will
Der hinter den Reitern am Horizont wächst
Und Axel wird sie umarmen, von den
Passanten wegführen, die stehenbleiben
Den Himmel absuchen, die Köpfe schütteln
Der Straßenzertrümmerungshammer fährt nieder
Im Lärm wird sie sich verlaufen, die Menge
Bin dann schon wieder weitergefahren
Halte noch mal hinterm Ortsschild und blick
Zurück auf die Stadt
Die nicht anders aussieht
Als andere, die wir durchfahren müssen
Setz mich vielleicht an den Fluß und hoff
Noch einmal kommt die Schaluppe vorüber
Das Kind steht am Ruder, die Mutter im Heck
Jongliert mit sieben Orangen, und auf dem
Dach der Kajüte der Vater, liegt da
Mit übergeschlagenen Beinen und spielt
Harmonika, Harmonika ziehn vorüber wahrhaftig
Ins andere Land
Wo das andere Leben längst lärmt