Hannes Wader - Langeweile songtext (lyrics)

[Hannes Wader - Langeweile songtext lyrics]

Ich wachte morgens auf
Es war ein Donnerstag gegen halb zehn
Frisch gewaschen, rasiert
Gekämmt undsoweiter
Bereit auf die Straße zu gehn
Sah ich noch schnell aus dem Fenster
Und da war mir eigentlich klar
Dass dieser Tag von vorn'herein schon
Total im Eimer war
Kein Regen, kein Schnee, keine Sonne
Kein Wind alles grau, schwül und stickig
Die Fensterscheiben staubblind
Eine Stadt, in der Alles stinkt
Wo Alles spuckt und kracht und raucht
Eine Stadt
Deren Namen man nicht zu kennen und die
Man nie gesehen zu haben braucht

Langeweile ist ausgebrochen
In der Stadt kommt angekrochen
Und sie hat keine Eile



Ich beschloss dann doch gegenüber in
Den kleinen Laden zu geh'n
Um billig, aber gut
Ein Tässchen Kaffee zu trinken im Steh'n
Ein Schaufenster mit Fernsehern drin
Liegt auch gleich nebenan
Wo man das Programm zwar sehr gut sehen
Aber den Ton nicht hören kann
Ein Politiker auf dem Bildschirm sprach
Klappte den Mund auf und zu
Der Mann neben mir verstand kein Wort und
Glotzte auf's Bild wie 'ne Kuh
Ein and'rer bekam einen Lachkrampf
Im Gesicht schon ganz rot und schweißnass
Ein Taubstummer
Der dem Politiker jedes Wort
Von den Lippen las

Eine Straße weiter an der Haltestelle
Sah ich die Nachbarstochter steh'n
So um die vierzehn
Aber sehr reif für ihr Alter
Und nicht gerade schön
Ich fragte: "Wie ist das wehrte Befinden
Zu Hause alles gesund und froh?"
Sie meinte: "Ich soll nicht
Mit Ihnen sprechen, mein Vater will das so!"
Ich sagte: "Hör ruhig auf deinen Vater
Das ist ein sehr kluger Mann
Ich bin ein Strolch, das hat
Er erkannt, keine Angst
Dich fass ich nicht an!
Geh schön nach Hause zu deinen Papi, sag
Ich hätte dich geschickt
Sag ihm, sobald er sich blicken lässt
Wird er von mir gefragt
Ob er nicht auch mal jung gewesen ist"

Langeweile ist ausgebrochen
In der Stadt kommt angekrochen
Und sie hat keine Eile

Ich ging durch den
Fußgängertunnel zum Konrad-Kennedy-Platz
Kam 'raus aus dem Tunnel und schon war
Ich wieder drin mit einem Satz
Plötzlich überall Leute, die rannten
Und weinten und schrien
Ich weiß nicht mehr was
Berittene Polizisten dazwischen mit
Knüppeln und Tränengas
Von hinten gestoßen rannte ich auch
Immer die Angst im Genick
Und rettete mich mit ein paar Ander'n
In das Tor irgendeiner Fabrik
Wir ruhten uns aus, es war gerade
Kein Polizist in der Nähe, bloß
Kam jetzt der Pförtner aus seinem Kasten
Mit 'ner Krücke auf uns los

Dieser Pförtner, Kriegsinvalide
Hatte nur noch einen Arm ein Bein, ein Auge
Ein Ohr und einen Platikdarm
Und während ihm aus dem rechten
Ärmel ein krummer Eisenhaken stand
Besaß er dafür auf der linken Seite
Sechs Finger an der Hand
Er brabbelte was von: "verrecken, vergasen"
Den ganzen Stuss die Scheiße
Die sich unsereiner seit Jahren
Immer wieder anhören muss
Und während er noch tobte stand
Hinter ihm plötzlich ein Bulle
Der den Knüppel schwang
Der schlug zu, dass die silberne
Schädelplatte als sie barst
Wie die Freiheit'sglocke klang

Langeweile ist ausgebrochen
In der Stadt kommt angekrochen
Und sie hat keine Eile

Ich floh in den Stadtpark
Setzte mich und wischte mir
Erstmal den Schweiß
Und da saß einer mit ner Gitarre
Und spielte: "Don't Think Twice"
Ein dicker Mann, der gutmütig wie ein
Satter Bernhardiner aussah
Hörte ihm zu und ich döste ein
Weil hier alles so friedlich war
Ich träumte, dass ich Bob Dylan fragte
Was er von meinen Liedern hält
Und obwohl er sich erst wand wie ein Aal
Hätte er mir vielleicht was erzählt
Aber da war plötzlich der Parkwächter da
Und weckte mich ziemlich roh
Meine Frage wird wohl nie beantwortet werden
– ist vielleicht auch besser so

Ich döste noch vor mich hin
Hatte die Idee und dann
Wusste ich wie ich sämtliche Kriege
Auf der Stelle beenden kann
Und ich hätte auch alles getan
Doch zu meiner Schande muss ich gesteh'n
Dass ich alles vergaß
Weil ich Zahnschmerzen bekam und da
Helfen mir keine Ideen
Ich rannte mit dem Kopf gegen einen Baum
Halb wahnsinnig vor Schmerz
Ich besoff mich und betäubte den
Zahn, mein Hirn, meine Seele, mein Herz
Schlich wieder weiter durch die Straßen
Die Füße wurden mir schwer
Es war dunkel geworden, der Tag zu Ende
Und ich wusste von gar nichts mehr

Langeweile ist ausgebrochen
In der Stadt kommt angekrochen
Und sie hat keine Eile

Ich tastete mich langsam an
Den Häuserwänden entlang
Und stand dann vor einer Art
Puff mit Wein und Krawattenzwang
Ein Besoffener tauschte meine Zigaretten
Gegen seine Krawatte ein ich band sie um
Bezahlte Eintritt und ging
Voller Erwartung rein
Die Strpteasetänzerin hüpfte über die
Bühne wie ein Schrat und ich wunderte mich
Dass sie dabei nicht auf ihren Busen trat
Und ich beschwerte mich und
Der Kellner meinte: "Dass
Sie schön ist behaupten wir ja nicht
Dafür liegt ihr Intelligenzquotient bei
Hundertneunzig und darauf
Legt man heute wieder viel mehr Gewicht!"

Ich kam nach Hause als draußen ein dreckiger
Warmer Regen fiel
Wieder ein Tag kaputt, ohne
Freude, ohne Sinn, ohne Ziel
Und bis alles so läuft
Wie ich's haben will werden
Sicher noch Jahre vergeh'n
Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf
Mal bessere Tage zu seh'n ich denke
Ich werde irgendwann noch
Vernünftige Dinge tun zum Beispiel
Meinen Samen auf die Spermenbank
Tragen ab nun
Und nicht sterben bis jedes Kind
Das du auf der Straße siehst
Von meinem Blut und nach
Meinem Bilde angefertigt ist

Übrigens habe ich neulich noch
Eine Wahrsagerin befragt
Wie's denn mit meinem Ende stünde
Und darauf hat sie gesagt
Ich dürfte als ur-uralter Greis
Haar und Bart eisgrau
In meiner Badewanne sterben
In den Armen einer schönen Frau

Langeweile ist ausgebrochen
In der Stadt kommt angekrochen
Und sie hat keine Eile

Dolmetschen für


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