Julia Engelmann - Erwachsenwerden songtext (lyrics)

[Julia Engelmann - Erwachsenwerden songtext lyrics]

Änlässlich meines einjährigen
Ich-geh-nicht-mehr-zur-Schule-Jubiläums

Ihr fragt mich, was ich werden will
Ihr sagt mir, es wird jetzt langsam Zeit
Aber ich weiß doch nicht mal, wer ich bin!
Ich fühle mich noch nicht bereit!

Und Kinder, wie die Zeit vergeht
Eben war ich noch so klein
Ich will noch nicht erwachsen werden
Ich war grad gewohnt, ein Kind zu sein

Und ich will nicht an morgen denken
Ich versuch mich abzulenken
Und schwelge in Erinnerungen

Und plötzlich gehöre ich zu den Leuten
Die Schülern sagen
Sie sollen ihre Schulzeit bloß genießen
Und mir wird klar, wie schön und sorglos
Meine Kindheit war: Erstes Wort, Kinderhort
Zahnlücken, Blumen pflücken
Kindergarten, Klassenfahrten
Carrerabahn, in Urlaub fahrn
Rucksack tragen, Mama fragen
Flaschendrehen, ins Kino gehen

Da war das schlimmste Wort
Der Welt noch "doof"
Wer will denn da erwachsen werden?
Kindsein ist ein Ponyhof

Und ich will nicht an morgen denken
Ich versuch mich abzulenken
Und rede mir ein:

Dass das Erwachsenenleben irgendwann
Furchtbar anstrengend und fürchterlich
Überfordernd ist und dss ich sowieso nie
Wieder Freizeit haben werde
Wenn ich erst mal
Irgendwo immatrikuliert bin!

Dann greift das nämlich alles
Wie große ölige Zahnräder ineinander:
Erst studieren, promovieren
Geld verdienen, sich verlieben
Haus fliesen, Wagen leasen
Baum pflanzen, fortpflanzen
Schulranzen und Finanzen
Burnoutprävention und Benimmkonvention
Tupperware, Wechseljahre
Tinnitus und Hexenschuss
Und eh du dich versiehst
Sind die fetten Jahre schon vorbei!
Aber ich will noch nicht erwachsen werden!
Ich war grad gewohnt, ein Kind zu sein!

Wie soll ich große Entscheidungen treffen
Wenn mir schon Shampoo kaufen zu viel wird?
Wie soll ich für mein
Leben verantwortlich sein
Wenn bei mir jede Topfpflanze
Nach drei Tagen stirbt?

Und ich will nicht an morgen denken
Ich versuch mich abzulenken
Und man sagt ja:

"Die Jungend ist die schönste Zeit!
Da kann man jung sein
Da darf man noch jung sein"

Und wenn ich mir überlege
Was die Kids heutzutage alles so machen
Dann ist meine To do-Liste noch viel zu lang:
Dieses sogenannte
Chillen, relaxen und Messages texten
Filme laden, Google fragen
Facebooken, vintage looken
Youtuben, abgrooven
Sich langweilen, gangnamstylen
Dubsteppen, anecken
Shisha rauchen, Wodka saufen
Drei Tage wach und Führerschein
Ich will noch nicht erwachsen werden!
Ich will noch auskosten, ein Kind zu sein!

Ich verliere mich, um mich zu finden
Ich will nicht reden und wenig denken
Ich lass mich los, um mich festzuhalten
Und gehe weg von mir, um mich abzulenken

Ich spiele Gitarre oder steh in einem Club
Aber meine Gedanken übertönt das noch nicht
Ich wünschte, sie würden mal
Vor mir einschlafen
Dann hätte ich auch mal Zeit für mich

Und wenn ich mich zu reflektieren versuche
Halte ich mich im Kopf nicht aus
Wenn ich dann vor mir wegrennen will
Komm ich nicht wirklich aus mir raus

Und ich will nicht an morgen denken
Ich versuch mich abzulenken
Und dann wird mir klar:

Dass morgen längst heute ist
Und dass aus lauter Angst
Vor falschen Entscheidungen nichts zu machen
Die falscheste Entscheidung überhaupt ist
Und ich frage mich, wie ich denken konnte
Dass mein Leben auf Stand-by ist
Bis ich weiß, wie es genau weitergeht
Es wird Zeit dafür, dass ich mache
Was ich jetzt gerade will
Unabhängig davon, was ich glaube
Wollen zu müssen

Was ich will?

Was ich will
Ist Jugend auf Hormone kommt raus!
Ich will mitnehmen, was geht
Ohne schlechtes Gewissen!
Ich hab grad keinen Bock
Drauf, vernünftig zu sein
Und genaudas will ich
Jetzt klassisch genießen!

Ich will stürmen und
Drängen und frühlingserwachen!
Ich will sommernachtsträumen und
Freudentränen lachen!
Ich will gegen den Strom
Zur Quelle schwimmen!
Ich will mein Weltbild neu malen
Und meinen Standpunkt bestimmen!
Ich will Neues fühlen, sehen
Riechen und schmecken!
Ich will Straßenbahnendhaltestellen
Entdecken!
Ich will in Melodien denken und Poesie atmen!
Ich will aus meiner Komfortzone raus
Richtung Mutzone starten!
Ich will sein und nicht nicht sein
Und das auch noch glücklich!
Ich will wagen zu wissen, ich WILL SEIN
Also bin ich!

Jetzt geh ich mir nicht mehr
So schnell aus dem Kopf
Ich lauf nicht mehr so weit
Sondern bleibe bei mir
Und so steigen all meine Chancen rasant
Dass ich mich finde, wenn ich mich verlier

Und ich habe euch jetzt
Allen sehr oft gesagt
Dass ich nicht weiß, was ich werden will
Wenn ihr mich gefragt habt
Und niemand fragt mehr, was ich werden will
Ich habe also alle Zeit
Und wer weiß schon sicher, wer er ist?
Ich denke, ich bin bald soweit

Und Kinder, wie die Zeit vergeht
Jetzt bin ich nicht mehr ganz so klein
Aber Erwachsenwerden heißt ja nicht
Dass ich aufhören muss, ein Kind zu sein

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