Reinhard Mey - Sommerende songtext (lyrics)
[Reinhard Mey - Sommerende songtext lyrics]
Das Sommerhaus
Ist aufgeräumt, ein Wagen ist gerufen
Die Küchentür steht offen, nur drei Stufen
Ein letztes Mal geh' ich
In den Sommergarten hinaus
Die Knospen in den abgeblühten
Rosen am Spalier
Die werd' ich nun nicht mehr aufblühen sehen
Nicht, wie die Blütenblätter davonwehen
Und rote Hagebutten werden leuchten
Doch nicht mir
Die Schiffsuhr in der Küche hör'
Ich überlaut und klar
Als würden die Sekunden tropfend fallen
Und in der fremden Stille widerhallen
Und jede, die herabfällt sagt: Es ist nicht
Mehr - es war!
Das Dunkelgrün des Gartentischs
Verwittert und verbleicht
Gebeutelt und gegerbt von allen Wettern
Und einmal mehr wird die Farbe abblättern
Und einmal mehr wird jemand kommen
Der ihn neu anstreicht
Und sicher werden andre Hände
Sich vor Jahresfrist
Herumstreiten mit Farn und Ackerwinden
Vergess'nes Spielzeug in den Büschen finden
Das dort schon lange keines
Unsrer Kinder mehr vermißt
Ein Mädchen wird aus Buschwindröschen
Und aus Akelei'n
Girlanden winden für die Sommerfeste
Und abends werden frohe Sommergäste
Einkehr'n unter dem Blätterdach von
Wild rankendem Wein
Wie Reichtümer will ich die
Bilder in mir aufbewahr'n
Den Duft und diese Helligkeit einfangen
Als Reiseproviant und so den langen
Dunkleren Tagen dankbar und
Getrost entgegenfahr'n
Die Stürme werden rüttelnd
Die Fensterläden umweh'n
Die Stare werden lärmend südwärts fliegen
Und hohes Gras wird sich im Herbstwind wiegen
Und alles wird den guten
Gang der Jahreszeiten geh'n
Das ist es, was mich tröstet
Auch wenn ein Schmerz mir bleibt
In diesem Abschied, diesem Sommerende
Wir sind, denk' ich, während ich mich abwende
Nur Schaum
Der auf den Wellen des Gezeitenstromes treibt