Julia Engelmann - Die Ballade vom Zauberer songtext (lyrics)
[Julia Engelmann - Die Ballade vom Zauberer songtext lyrics]
Nur aus der Ferne werden
Meine Illusionen wahr
Hokuspokus, dies ist mein Leib
Und mein Herz ist das Berghain
Keiner kommt hier rein
Abrasas, abraxas, ich glaube nur an mich
Ich alleine kontrolliere alle Karten
Auf dem Tisch
Simsalabim, ich bin nicht, was du siehst
Ich glaube, dass du dich täuschst
Wenn du mir sagst, dass du mich liebst
Es reicht, du erinnerst einen wichtigen Satz
Du bist, was du siehst und nicht
Was du kannst
Jeder liebt immer, was gut zu ihm passt
Wo der eine ein Wrack
Sieht der andere einen Schatz
Wo seit unzählbaren Jahren
Laut unwägbaren Sagen Ahnen von
Schamanen ihre Tabakwaren lagern
An einem von Stauden bewachsenen Hang
Da steht ganz weit draußen am Rande der Stadt
Und hoch überm Rauschen von Elbe
Und Moldau ein kleines, verlassenes
Verwunschenes Holzhaus
Im Grunde ein rundum gelungener Altbau
Es sieht charismatisch und nicht
Zu gewollt aus es scheint fast
Als sei es einer Fabel entsprungen
Es knarzt die Veranda von
Ranken umschlungen und an
Der Backsteinwand häuft sich das Holz auf
Die Ahornfassade sieht mittags fast gold aus
Drinnen flackert, knistert
Räuspert sich ein Feuer beim Kaminsims
Büchertürme stapeln sich wie Säulen
Zu den Ziegeln durch die Gaube scheint das
Licht in kleinen Pyramiden
Schaukelsessel säuseln leise Lieder
In die Dielen
Schmiedeeisernes Geländer ziert die
Bodentiefen Fenster
Schwaden aus Sulfiden dampfen
Aus den Reagenzbehältern
Drei Mobiles drehen sich wie kleine Feen
Und kristallene Kugeln briefbeschweren
Rezepte auf Papyrusblättern
Doch jeder liebt immer, was gut zu ihm passt
Wo der eine ein Wrack
Sieht der andere einen Schatz
Ein blasser Kontrast gegen jeden Palast
Kommt mal ein Windhauch zerfällt es ja fast
Es zieht durch das Dach alle
Kacheln sehen alt aus
Man sieht hier vor lauter
Gerümpel den Wald kaum
Lacht aus dem Dort unten müde das Volk auf
Was für ein Narr wohnt
In solch einem Albtraum
Denn Wasser hat der Kräutergarten nur
Wenn es geregnet hat
Und die grünen Fensterläden
Sind vernagelt zugeklappt
In der Summe munkelt man
Das Haus bewohnt schon jahrelang
Ein Zauberer im Ruhestand
Der nicht mal richtig zaubern kann
Das bin ich muss leise sprechen
Sonst passiert noch ein Malheur
Ich will keine Neugier wecken ich
Hab mich neulich umgehört
Seitdem ich mich hier drin verstecke
Bin ich nämlich fast vergessen
Und mir geht es am allerbesten
Ganz allein und ungestört
Warum? Dieses Gedicht ist meine Geschichte
Hier geht es aus meiner Sicht darum
Warum ich ich bin
Um meinen allergrößten Trick und
Auch mein größtes Missgeschick
Um alles zu berichten gehen wir
Lieber zum Beginn zurück
Es ist wie folgt:
Ich stamme aus einer Zauberdynastie
Doch wie meine Vorfahren zaubern
Konnte ich das nie
Wie Viele muss ich heut nich
Meinen Hut vor seinem
Werk ziehen denn mein Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater
War der große Merlin
Ein Hexer ein Künstler ein Könner ein Meister
Er beschwor Gespenster und er
Schwor auf Geister
Er hat mit seinem Feuereifer
Weltweit mit Erfolg begeistert
So berüchtigt und bedeutsam unvergleichbar
War kein Zweiter
Doch aus seinen Adern sollte nichts
In meinen Genpol fließen
Keine meiner Gaben lässt zurück
Auf die Familie schließen
Nicht ein Funke von Magie blieb
In meiner Wiege liegen
Bin der schiefe Ton im Lied
Das Dynamit der Dynastie
Ich falle aus dem und ich
Spreng den Rahmen meiner Ahnentafel
Mein Apfel fiel zu weit vom Stammbaum
Was ich von ihm habe
Ist der viel zu große Name
Und die viel zu groß Nase und
Noch eine Narbe auf der Stirn
Doch die ist gerade schade
Doch früh träumte ich von der Bühne
Und lies mich nicht unterkriegen
Ich wollte mein fehlendes Genietum
Mit Vernunft besiegen
Las als Schüler bücherweise über Alchemie
Ich investierte Engere
Um Tricks für meine Kunst zu üben
An den Füßen Meilenstiefel meine
Ärmel waren Flügel
Hüpfte ich mit Küken über grüne Wiesen
Um zu fliegen
Zum Magiedebuttermin lud mich ein
Brief mit Grüßen eine Jury sollte mich in
Sieben Disziplinen prüfen
An meinem 13 geburtstag es
War auch Walpurgisnacht
Mein Auftritt fand vorm Rathaus statt so
Stand es auch im Tageblatt
Ein Publikum aus alt und jung
Stand gebannt am Brunnen
Um den wundersamen jungen
Merlinssprössling zu bewundern
Mit Zuschauern in Scharen kamen
Herzrasen und Panik
Ich fühlte mich zwar magisch
Doch ich wusste plötzlich gar nichts mehr
Doch dann erinnerte ich mich
An einen wichtigen Satz
Du bist, was du siehst und nicht
Was du kannst
Jeder liebt immer, was gut zu ihm passt
Wo der eine ein Wrack
Sieht der andere einen Schatz
Und dann fing ich an:
Abrakadabra, komm mir nicht zu nah
Nur aus der Ferne werden
Meine Illusionen wahr
Hokuspokus, dies ist mein Leib
Und mein Herz ist das Berghain
Keiner kommt hier rein
Abrasas, abraxas, ich glaube nur an mich
Ich alleine kontrolliere alle Karten
Auf dem Tisch
Simsalabim, ich bin nicht, was du siehst
Ich glaube, dass du dich täuschst
Wenn du mir sagst, dass du mich liebst
Seht her, ich bin ein Zauberer
Ich mache Dinge da, wo keine sind
Ein Zauberer!
Habt ihr gesehen, wie ich geflogen bin?
Höher als die Kupferzinnen und
Schneller als der Wind doch da begann ich zu
Schwitzen, zu straucheln, zu schwimmen
Ich verbockte alle Meisterwerke
Ich konnte mir keine Karten merken
Erst fiel mir kein Zauberspruch ein
Dann ein Ass aus meinem Ärmel
Hörte es den halben Abend
Leise im Zylinder schnarchen
Mein Hase hatte seinen
Einsatz glatt verwinterschlafen
Ich zog ihn am Ohr empor
Schrie 'Dreimal schwarzer Kater"
Da sah er wie zuvor aus
Nur war er jetzt verkatert
Er wollte statt durch Reifen springen
Lallend einen Walzer singen
Ich lies einen Ring verschwinden konnte
Ihn nicht wieder finden
Bei aller Unruh war mir
Auch der Wunschpunsch misslungen
Schon nach einem Schluck begann
Ich Funken zu spucken
Ich wollte eine Frau zersägen keine
Wollte sich zu mir legen
Für die letzte große Geste
Sollte ich überm Boden schweben
Doch es kam zu wenig Nebel dafür zu viel Wind
Und ganz vorne aus der Nähe
Rief ein kleines Kind:
"Buh, Mama, guck mal Betrug sowas geht nicht
Der Zauberer schwebt nicht der
Steht auf nem Stehtisch"
Auf Stille und Laolaraunen
Folgte kein Applaus
Die umstehenden Leute machten
Ihren Unmut laut
"Fauler Zauber! Kunstbanause!
Laienmerlin! Pfuscher!
Pflaume! Gauner! Trottel! Stümper!
Dilettant! Geh bloß nach Hause!"
Brüllten, schrieb, pfiffen
Demonstrierten sie vor Wut
Ich hab es doch nur gut gemeint
Gab ich verlegen zu
So stand ich in der Menge
Alle Menschen riefen 'buuh'
Alle in der Menge riefen alle, nur nicht du
Du hattest mich scheitern sehen ich
War mit meinen Fehlern offen
Doch du warst so wunderschön nie
Hat mich ein Blick getroffen
So wie deiner ausersehen gabst
Du meinem Leben Hoffnung
Ein Moment als Vorgeschmack lies
Mich deine Nähe kosten
Alles, was man mir genommen und
Was bis eben grau war
Ich hab es zurück bekommen
Mit deinem Augenaufschlag
Auch wenn ich mein Leben lang
Nicht an dich geglaubt hab
Deine Aura hatte mich
Im Handumdrehen verzaubert
Und da habe ich dich geliebt
Wie Kinder fantastische Schneekugelwelten
Auf Teestubennachttischen
Wie Bäcker die Praxis des Lebkuchenbackens
Wie Astronauten die Galaxis bei Nachtlicht
Ich wollte mich setzen
Doch mir zitterten die Glieder
Mir war, als müsste ich rennen
Als hätte ich Frost, als hätte ich Fieber
Du sahst zu guter letzt noch
Einmal perfekt zu mir herüber
Doch dann drehtest du dich weg und
Danach sah ich dich nie wieder
Seither bist und bleibst du für ich alles
Was ich will ich fand, wie sehr ich suchte
Nie ein ähnliches Gefühl
Ich weiß, ich hätte nach dir rufen sollen
Doch ich blieb einfach stumm
Ich bin dir nicht gefolgt ich
Weiß bis heute nicht warum
Wobei, vielleicht weiß ich es doch
Ich glaube, ich hatte Angst
Nicht gut genug zu sein wie immer
Ich hatte Angst, du siehst, wie
Alle anderen in mir, einen Spinner
Mit einer großen Nase
Großem Namen nichts dahinter
Bevor du kamst, war mir nicht klar
Wie sehr ich dich vermisst habe
Mein Schicksal ist ein Wagen und
Ich döse auf dem Nebensitz
Die Sphinx in meinen Armen
Doch ich löse ihre Rätsel nicht
Ich bin die Pointe eines Scherzes, der
Mein Leben ist und ich
Wenn man mal ehrlich ist
Verdien den Namen Merlin nicht
Ich kam jeden Tag im Folgejahr aufs
Neue auf den Platz zurück
Je mehr ich fremde Leute sah
Verlor ich Hoffnung Stück für Stück
Viele, die dir ähnlich waren von
Weitem aus der Nähe nicht
Nie mehr sah ich ein Gesicht, wie deines
Das man nie mehr vergisst
Nur Scham und Spott begegneten mir
Stets in allen Straßen
Hinter vorgehaltenen Händen hörte
Ich leises Tratschen:
"Hey, ist da nicht der Zauberer
Der nicht mal richtig zaubern kann?"
Was nützt mein magisches Gefühl
Wenn ich es nicht gebrauchen kann?
Langsam, als ich älter wurde
Konnte ich dich vergessen
Kam seltener zum Brunnen
Wurde seltener belächelt
Und eines morgens gab ich mir
Dann selber das Versprechen:
Nichts und niemand würde mich
In Zukunft mehr verletzten
Und ich singe:
Abrakadabra, komm mir nicht zu nah
Nur aus der Ferne werden
Meine Illusionen wahr
Hokuspokus, dies ist mein Leib
Und mein Herz ist das Berghain
Keiner kommt hier rein
Abrasas, abraxas, ich glaube nur an mich
Ich alleine kontrolliere alle Karten
Auf dem Tisch
Simsalabim, ich bin nicht, was du siehst
Ich glaube, dass du dich täuschst
Wenn du mir sagst, dass du mich liebst
Jetzt gewinn ich jede Wizard-Runde
Und auch jedes Hütchenspiel
Keiner außer mir weiß
Wem gerade mein Gefühl zu Füßen liegt
Das meiste von mir kommt
Wie bei einem Eisberg, nicht empor
Bevor ich dich enttäusche
Täusch ich lieber etwas vor
Nie mehr werde ich so viel
Zeit mit Rumsuchen verbringen
Man kann die Dinge und die Liebe
Und das Gute nicht erzwingen
Ich hab mich zurückgezogen jeden Winter mehr
Stieg auf den Berg bis oben hoch
Und weiter bis hier her
An einen von Stauden bewachsenen Hang und
Ganz weit draußen am Rande
Der Stadt und hoch überm Rauschen
Von Elbe und Moldau
Hier fand ich ein kleines
Verlassenes Holzhaus
Längst hat es die besten
Tage hinter sich gelassen
Aber mir gefällt die Lage und
Der Blick von der Terrasse
Fühlt sich wie vom Weingut an
Die Makel find ich klasse
Hier darf ich einfach ich sein
Weil niemand was erwartet
Das Haus erinnert mich an
Einen wichtigen Satz
Du bist, was du siehst und nicht
Was du kannst
Jeder liebt immer, was gut zu ihm passt
Wo der eine ein Wrack
Sieht der andere einen Schatz
Ja, dieses Gedicht ist meine Geschichte
Hier geht es aus meiner Sicht darum
Warum ich ich bin
Um meinen allergrößten Trick und
Auch mein größtes Missgeschick
Nur was da vorhin bei mir passiert ist
Das versteh ich nicht
Es ist das dunklere Ende schlaftrunkener Tage
Die Luft wirklich rein es
Hat keiner geschaut
Weil niemand da ist ich fühle mich magisch
Fast so wie früher gehe aus mir heraus
Gehe schüchterne Schritte im knisternden Laub
Im Anlauf umkreis ich die Mitte, das Haus
Und irgendwo steht ein Gewitter im Raum
Der Gitterzaun tauscht sich mit Windböen aus
Ich spring über Schatten ins Mitternachtsblau
Ich breite die Arme wie Tragflächen aus
Ein Flügelschlag drauf und ich
Schweb wie ein Pfau
Ich segle Ellipsen, ich schraube mich rauf
Umrunde im Flug meinen eigenen Kopf
Im Grunde wie Glut einen einsamen Docht
Auf die Ruh folgt ein Schock, als ich höre
Wie es klopft und obwohl ich es gehofft hab
Verstecke ich mich doch
Denn nie hat ein Besucher
Meinen Berg je überwunden
"Wer bist du? Und was willst du?
Und wie hast du mich gefunden?"
Ich hör eine Stimme durch die Tür und
Jemand sagt "Ich will zu dir"
"Du hast dich wohl im Haus geirrt das ist
Kein Rasthof ich kein Wirt"
Ein vorsichtiger Fensterblick
Dann flüsterst du: "Erkennst du mich?"
Ich weiß, die Dinge ändern sich
Doch deinen Blick erinnern ich
Du siehst ein bisschen anders
Aus noch immer wunderschön
Und auch wenn ich dich nicht brauch
Ich hab mich nach dir gesehnt
Du fragst, "Lässt du mich rein?"
Ich sag, dass das jetzt nicht mehr geht
Denn all die Jahre dachte ich
Du hats mich übersehen ich war
Viel zu lange traurig ich hab
Mich nach dir gesehnt
Auch wenn das ganz unglaublich
Ist, ich glaube, du kommst zu spät
Und ich singe:
Abrakadabra, komm mir nicht zu nah
Nur aus der Ferne werden
Meine Illusionen wahr ich sing:
Hokuspokus, dies ist mein Leib
Und mein Herz ist das Berghain
Keiner kommt hier rein ich sing:
Abrasas, abraxas, ich glaube nur an mich
Ich alleine kontrolliere alle Karten
Auf dem Tisch
Simsalabim, ich bin nicht, was du siehst
Ich glaube, dass du dich täuschst
Wenn du mir sagst, dass du mich
Du sagst, "ich liebe dich"?
So wie Kinder fantastische
Schneekugelwelten auf Teestubennachttischen
Wie Bäcker die Praxis des Lebkuchenbackens
Wie Astronauten die Galaxis bei Nachtlicht
Ich versteh nicht genau
Was du so gerne an mir hast
Ich öffne dir die Tür
Denn ich bin beides stark und schwach
Ich seh schon etwas grau aus und
Es zieht schon durch mein Dach
Im Grunde nur ein Altbau
Mehr Ruine als Palast
Da lächelst du zufrieden und schaust
Hoch in meinen Giebel
Durch die Gaube scheint das
Licht in kleinen Pyramiden
Büchertürme stapeln sich wie Säulen
Zu den Ziegeln es ist still ich glaube
Dass wir sowas wie Magie sind
Denn du erinnerst mich an
Einen wichtigen Satz
Du bist, was du siehst und nicht
Was du kannst
Jeder liebt immer, was gut zu ihm passt
Wo der eine ein Wrack
Sieht der andere einen Schatz