Konstantin Wecker - Willy songtext (lyrics)

[Konstantin Wecker - Willy songtext lyrics]

Mei, Willy, jetz wo i di so doliegn sich
So weit weg hinter dera Glasscheibn, genau
Oa Lebn zweit weg, da
Denk i ma doch, es hat wohl so kumma müassn
– i glaub oiwei, du hast as so wolln, willy!

Ogfanga hat des ja alles achtasechzge
Woaßt as no?
Alle zwoa san ma mitglaffa für die Freiheit
Und fürn Friedn, mit große Augn
Und plärrt habn ma:
"Bürger lasst das Glotzen sein
Kommt herunter, reiht euch ein!"
Und du warst halt immer oan
Dreh weiter wia mir – immer a bisserl wuider
Und a bisserl ehrlicher

Mia habns eana zoagn wolln, Willy, und du
Hast ma damals scho gsagt: "Freiheit
Wecker, Freiheit hoaßt koa Angst habn, vor
Neamands!" Aber san ma doch ehrlich


A bisserl a laus Gfühl habn ma doch damals
Scho ghabt, wega de ganzen Glätzen
Die einfach mitglaffa san
Weils aufgeht wega
De Sonntagnachmittagrevoluzzer:
D'Freindin fotzen, wenns an andern oschaugt
Aber über de bürgerliche Moral
Herziagn! Die gleichn, Willy, die jetzt
Ganz brav as Mei haltn, weils eana sonst
Naß nei geht! Und du hast damals
Scho gsagt: "Lang halt des ned
Da is zvui Mode
Dabei, wenn scho die Schickeria ihrn
Porsche gegan 2 CV umtauscht
Dann muaß was faul
Sei an der großen Revolution – mitlaffa ohne
Denken ko hofft ma guat sei
Aa ned für a guate Sach!"

Gestern habns an Willy daschlogn
Und heit, und heit, und heit werd a begrobn!
Gestern habns an Willy daschlogn
Und heit, und heit, und heit werd a begrobn!

Dann hast plötzlich mim Schlucka
Ogfanga, und i glaub
A bisserl aufgebn hast damals
Scho i versteh di, des is ja
Koa Wunder, wenn man bedenkt
Was alles wordn is aus de großen
Kämpfer heit denkas ja scho mit
Siebzehn an ihr Rente, und de
Madln schütteln weise an Kopf
Wenn d'Muater iam Mo as Zeig hischmeißt und
Sagt: "Mach doch dein Krampf alloa
I möcht lebn! "Trotzdem
Willy, ma muaß weiterkämpfen, kämpfen
Bis zum Umfalln
A wenn die ganze Welt an Arsch
Offen hat – oder grad deswegn!

Und irgendwann hast dann ogfanga, die
Echten Leit zum suacha
De wo ned dauernd "Ja Herr Lehrer!"
Sagn – hinten in dene
Kneipn am Viktualienmarkt und am Bahnhofseck
Echter san de scho, Willy
Aber i hab di gwarnt
Aufpassen muaßt bei dene
Weil des san Gschlagene, und
Wer dauernd treten werd, der tritt
Halt aa amoi zruck! Aber du
Hast koa Angst ghabt
I kenn di doch: "Mia duad koana was!" – mei
Willy, du dummer Hund du, jetzt sickst as ja
Wia da koana was duad!

Gestern habns an Willy daschlogn
Und heit, und heit, und heit werd a begrobn!
Gestern habns an Willy daschlogn
Und heit, und heit, und heit werd a begrobn!

Sakrament, Willy! Warst gestern bloß
Aufm Mond gwesen
Oder aufm Amazonas in am Einbaum
Oder ganz alloa aufm Gipfel, drei Schritt
Vom Himme weg – überall
Bloß ned in dera unselign Boazn!

I hab in da Früah no gsagt:
"Fahrn ma raus! As Wetter is
So glasig, die Berg san so nah
Schwänz ma a paar Tag
Wia damals in da Herrnschui!
An Schlafsack und die Welt in der Taschn!"
Aber du hast scho wiederamoi oan sitzn
Ghabt in aller Früah, und am Abnd hast
As dann wiedar amoi zoagn müassn
Dassd doch no oana bist!

Am Anfang wars ja no
Ganz gmüatlich und natürlich
Habn ma den alten Schmarrn wieder aufgwärmt
Wieder amoi
Umanandgstritten, wer jetz eigentlich mim
Lehrer Huber seiner Frau
Poussiert hat am Faschingsball sentimental
San ma gwordn, so richtig schee wars
Bis der Depp an unsern Tisch
Kumma is mit seim
Dreikantschlüsselkopf – kloa, schwammig und
Braun und dann hat a uns gfragt, ob ma
Beim Bund gwesen san – na ja
Des habn ma ja noch ganz lustig
Gfunden, und dass a so froh wär, dass jetzt
Wieder Ordnung kummt in die rote Staatssauce
Und die Jugend werd
Ja aa wieder ganz vernünftig
Und die Bayern wissens as
Eh scho lang, wos lang geht politisch willy
I
Hab gnau gwusst, des haltst du ned lang aus –
Und dann hat a plötzlich as Singa ogfanga
So was vom Horst Wessel hinten an
De andern Tisch habns
Scho leise mitgsummt, und dei
Birn is ogschwolln
Und plötzlich springst auf und plärrst:

"Halts Mei – Faschist!"

Stad wars, knistert hats – die Luft war
Wiara Wand zum Festhalten da
Hätt ma no geh kenna, Willy –
Aber na, i verstehs ja
Du hast bleibn muässn – und dann
Is losganga an de andern Tisch: "Geh
Doch in d'Sowjetunion, Kommunist!"
Freili, Willy, da muass ma narrisch werdn
Wenns scho wieder soweit is aber
Trotzdem: "Lassn geh!", hab i gsagt, "der
Schad doch neamands mehr, der oide
Depp! "Nix", hast gsagt
"alle schadens – de oiden und
De junga Deppen! und dann hat der am
Nebentisch plötzlich sei Glasl
Daschlogn, ganz ruhig
Und is aufgstanden, Willy, du dumme Sau
I hab di bei da Joppen packt und wollt
Di rausziagn, obwohl i's scho
Nimmer glaubt hab
Und du hast di losgrissen: "Freiheit
Des hoaßt koa Angst habn vor
Neamands!" und bist auf
Ean zua und nacha hat a halt auszogn
Willy, Willy, warn ma bloß
Weggfahrn in da Früah, i hätt
Di doch no braucht – wir
Alle brauchen doch solche, wia du oana bist!

Gestern habns an Willy daschlogn
Und heit, und heit, und heit werd a begrobn!

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